Stellungnahme zur OVG-Verhandlung über die Müggelseeroute

Pressemitteilung vom 12.06.2013

Stellungnahme der Bürgerinitiative Gosener Wiesen und Erkner-gegen-Lärm zur  mündlichen Verhandlung des OVG Berlin Brandenburg vom 12. Juni 2013 zu Flugverfahren am BER


Der Routenvorschlag der Deutschen Flugsicherung (DFS) vom 04.07.2011 und deren Übernahme durch das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF) vom 26.01.2012 sieht vor, lediglich einen Teil der in Richtung Osten startenden Maschinen über die Müggelberge und den Müggelsee zu leiten. Begründung für Festlegung dieser "Müggelseeroute" ist, die Region Gosener Wiesen und Stadt Erkner mit den dort gelegenen Städten und Gemeinden vor einer Doppelbelastung durch An- und Abflüge zu schützen.

Fatale Doppelbelastung zulasten Region Gosener Wiesen und Stadt Erkner
Starts in Richtung Osten finden an einem Drittel der Tage eines Jahres statt, da nur an einem Drittel der Tage Ostwind herrscht. Landeanflüge finden über die "Müggelseeroute" gar nicht statt. Dagegen finden bei Nutzung der zur Vermeidung der Müggelseeroute angestrebten Alternativ-Flugverfahren über die Gosener Wiesen und der Stadt Erkner tägliche Landungen und Starts statt. Es wäre eine untragbare massive Doppelbelastung zu verzeichnen.



Komplette Lärmverlagerung von Berlin nach Brandenburg

Entsprechend dem Routenvorschlag der DFS und Übernahme durch das BAF, sollen zudem alle großen, schweren und damit besonders lärmintensiven Maschinen, geradeaus über die Gosener Wiesen und der Stadt Erkner fliegen. Das sind ca. 60-70 Maschinen pro Tag. Dazu kommen alle Propellermaschinen. Doch damit nicht genug. Die kompletten Landeanflüge zum künftigen Flughafen erfolgen bei Westwind ebenfalls über die Gosener Wiesen und der Stadt Erkner, also an ca. 70% der Tage eines Jahres. An den restlichen Tagen des Jahres würden alle Starts vom BER über die Region geführt. Die Anwohner und Besucher dieser Region sind also bereits mehr als genug belastet. Es würde zu einer mehrere Zehntausend Schwer-und Schwerstbetroffene in Karolinenhof, Müggelheim, Wernsdorf, Gosen-Neu Zittau und Erkner führen. Da die meisten Flugzeuge Ziele in Westeuropa haben, müssen diese zudem nach Freigabe der radargeführten Flugroute bei 1.500m (5.000 ft) Höhe über dem Brandenburger Umland wenden. In einer langgezogenen Kurve, bei der sie kaum an Höhe gewinnen, haben dann auch Woltersdorf, Schöneiche und Neuenhagen etwas davon. Der komplette Fluglärm bei Starts- und Landungen wird also von Berlin nach Brandenburg verlagert. Das ist nicht hinzunehmen.

Hochwertiges FFH- und SPA-Gebiet steht über Landschaftsschutzgebiet
Auch unter Umweltgesichtspunkten ist die Route über die Gosener Wiesen und der Stadt Erkner keine nützliche Alternative. Die Gosener Wiesen sind seit 1995 mit 402 ha Berlins größtes zusammenhängendes Naturschutzgebiet (NSG 25), FFH- Schutzgebiet der EU und Lebensraum zahlreicher geschützter Tier- und Pflanzenarten, die teilweise auf der Roten Liste der Kategorie 1, also besonders schützenswert, zugeordnet sind. Es ist Bestandteil des 1.680 ha großen NATURA-2000 (FFH-7) - Gebietes Müggelspree/ Müggelsee, wobei der Müggelsee vom Wasser der die Gosener Wiesen durchquerenden Müggelspree gespeist wird. Westlich an das NSG Gosener Wiesen grenzt unmittelbar das 329 ha große NSG 29 Krumme Lake/ Pelzlake. Bestandteil des FFH-7 Gebietes ist auch die Special- Protected-Area (SPA)-05 nach EU-Vogelschutzrichtlinie. Die "Müggelseeroute" liegt dagegen über einem nachrangigen und wenig bewohntem Landschaftsschutzgebiet. Darüber hinaus läuft derzeit östlich der Gosener Wiesen und südlich von der Stadt Erkner ein Planfeststellungsverfahren für ein Trinkwasserschutzgebiet.

Als Naherholungsgebiet wird auch die Region Gosener Wiesen und Stadt Erkner Woche für Woche von zehntausenden Berlinern und Brandenburgern für Ausflüge in die wald- und wasserreiche Natur vor den Toren der Hauptstadt genutzt. So besuchen allein jährlich ca. 7.000 Schüler aus Berlin und Brandenburg das Naturschutzzentrum Kaniswall und informieren sich dort über das Zusammenwirken von Mensch, Natur und Umwelt. Dahme, Langer See, Große Krampe, Seddinsee, Dämmritzsee und Flakensee haben für die Bewohner der Berliner Stadtteile Müggelheim und Schmöckwitz, der Brandenburger Gemeinden Gosen-Neu Zittau und Wernsdorf oder der Stadt Erkner eine große Bedeutung für Leben und Erholung.

Nebeneinander mit dem BER
Das die Entscheidung für diesen falschen Standort des Flughafenneubaus BER derartige Folgen hat, liegt nicht in unserem Verantwortungsbereich. Im Gegenteil. Die Region hat mit vielen Einwendungen von Bürgern im Planfeststellungsverfahren sowie in verschiedensten Klageverfahren Kritik geäußert und Argumente vorgetragen. Sollte der aktuelle Standort BER beibehalten werden, ist nur ein Nebeneinander mit dem Flughafen zu ermöglichen, indem eine Doppelbelastung von bewohnten Gebieten und unter Schutz stehender FFH- und SPA-Bereiche verhindert wird.


Bürgerinitiative Gosener Wiesen

und
Erkner-gegen-Lärm
www.bi-gosener-wiesen.de
Sprecherrat
André Organiska
Eichwalder Str. 34
15537 Gosen-Neu Zittau
Tel.: 0171-2173608
Tel. 03362-881882
Fax: 03362-881716

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen