Teures Luftschloss BER - Zwischenstand

Alles Kulisse 
Die endlose Geschichte des Flughafens BER in Schönefeld geht in einer weitere Runde. Wer sich die Mühe macht, entlang verwaister Magistralen zum leeren Terminal auf grüner Wiese zu fahren, kann sich des Eindrucks einer riesen Kulisse und einer unvollendeten Leere nicht erwehren. 
Menschenlehre Zufahrten zum BER im November 2012.
Die bereits regelmäßig verkehrende und fast unbenutzte Buslinie fährt an einer leeren Tankstelle in der Nähe der Zufahrten vorbei. Mittlerweile wuchert zwischen den verlegten Marmorplatten das Unkraut. Im Tag und Nacht hell erleuchtenden Terminalgebäude sind ab und an zwei Leute mit gelben Jacken zu sehen. Wenn man genau hinhört, sind gar Zuggeräusche vom unterirdischen ebenfalls unbenutzten ICE- und S-Bahnhof zu vernehmen. Allerdings fährt hier kein Passagier sondern nur die Bahn mit Belüftungszügen, um das Verschimmeln der Röhren zu verhindern. 


10 Milliarden Euro 

Mittlerweile gibt es Spekulationen, dass auch der aktuelle Eröffnungstermin zum Oktober 2013 nicht haltbar sei. Anfang November 2012 wurde bekannt, dass Teile des Terminals aufgerissen und neu gebaut werden müssten. Grund: "Man hätte mehrfach gegen die Bauordnung verstoßen", äußerte Technik-Chef der Berliner Flughafengesellschaft Horst Amman. "Man könne jedoch noch nichts konkretes sagen, da nach wie vor Pläne fehlten". 
"Eltern haften für ihre Kinder"...
Aus Fachkreisen ist zu vernehmen, dass man die Gesamtkosten für BER auf ca. 10 Mrd. Euro schätzt und nicht wie bisher durch Flughafengesellschaft, Wowereit und Platzeck zugegeben, 4,3 Mrd. Euro. Dies würde nur scheibchenweise offensichtlich. Die aktuell aufgrund der Verzögerung benötigten 1,2 Mrd. sollen nur die bisher dritte Tranche von fünf sein, die den Abgeordneten sukzessive abgelockt würden. Zudem stellte die Fluggesellschaft Air Berlin dem Flughafen Schadenersatz in Millionen Höhe in Rechnung. Der Flughafen weigerte sich zu zahlen, nun wird geklagt. Der eigentlich längst geschlossen geglaubte Flughafen Tegel erfährt eine Renaissance, wird gar für zwei Millionen Euro erweitert.

 




Verkündete Flugrouten haben ihre Gültigkeit verloren 
Die Flugrouten müssen wegen der erneuten Verschiebung des Termins wieder geändert werden. Laut Rechtsverordnung §5 waren die Start- und Landeverfahren für BER ab dem 3. Juni 2012 anzuwenden. Die Flugroutenentscheidung vom Januar 2012 war damit an das Datum der geplanten Betriebsaufnahme, nicht aber an die Eröffnung des neuen Airports gekoppelt. Die Routen von und nach Tegel und Schönefeld haben demzufolge an diesem Tag ihre Gültigkeit verloren.

Tiefflüge 

Die zukünftig massiv Lärm-Betroffenen erhalten durch blamable Eröffnungsverschiebungen lediglich eine Galgenfrist. Schon jetzt sind hohe Belastungen durch den Flughafen Schönefeld vorhanden. 
Teil der 16-seitigen Dokumentation.
Dies führte u.a. im Oktober diesen Jahres zu einer durch die Bürgerinitiative Gosener Wiesen detailreich ausgearbeiteten und 16 Seiten starken Fluglärmbeschwerde. Gesandt wurde diese an den Chef der Stabsstelle Umwelt des Flughafens sowie an den Fluglärmschutzbeauftragen im Landkreis Teltow-Fläming. Darin ist eindeutig nachgewiesen, das einige Piloten mehrfach durch ihr Flugverhalten in Form unüblicher und direkter Überflüge in geringer Höhe beim Landeanflug über Gosen einen hohen Lärmpegel erzeugen. Die musterhaft und in tagelanger akribischer Kleinarbeit beschriebenen Ereignisse beziehen sich auf die Gesellschaft Germanwings, welche am 1.10. kurz nach 13 Uhr in nur 545 Metern Höhe über Gosen flog. Dabei erzeugte die Maschine einen Lärm von 76 Dezibel. Weitere derartig dokumentierte Ereignisse fanden am 16.10 um 9:27 Uhr und 19.10 um 9:28 Uhr statt. Grundlage sind die durch den Deutschen Fluglärm Dienst (DFLD) erfaßten Messwerte sowie durch den Flughafen selbst veröffentlichte und zugänglichen Radardaten für Höhe, Geschwindigkeit, Herkunft und Route. Die Bürgerinitiative hat dem Flughafen eine Frist zur Stellungnahme zum 30.11. gesetzt.

Verhinderung von Nachtflug 

Das Brandenburger Volksbegehren gegen Nachtflug geht im November 2012 in die letzte Phase. Abgabeschluss für Unterschriften, die lediglich in Amtstuben oder per Briefwahl geleistet werden konnten, war der 3. Dezember. 
Lärmwehr bei Vogelsänger "Mit Kind und Kegel".
Bei Zusammenkommen von 80.000 Unterschriften, muss sich der Brandenburger Landtag erneut mit dem Thema Nachtflug beschäftigen. Zur Unterstützung der seit Juni 2012 laufenden Sammlung hat die BI Gosener Wiesen Sonderöffnungszeiten an Samstagen der beiden Gemeindebüros in Gosen und Neu Zittau organisiert. 
Unterschriftensammler in Erkner.
Unterschriftenlisten zur Anforderung der Briefwahlunterlagen wurden verteilt. Flyer und Aufrufe im "Kümmels Anzeiger" bezahlt und im "Kappstrom" gesponsert. Ortsgemeinde und umliegende Kommunen legten für eine ganzseitige Anzeigenaufruf in der Märkischen Oderzeitung und im Märkischen Markt zusammen. Mitstreitern um Mario Hausmann in Erkner wurden bei Sammlungsaktionen an Bahnhöfen und Supermärkten unterstützt. Damit Brandenburgs Infrastrukturminister Jörg Vogelsänger (SPD) etwas abbekommt, wurde im Oktober vor seinem Haus in Erkner eine dreistündige kostenlose Lärmsimulation errichtet. Man vernahm jedoch, dass er nicht im Hause war, jedoch in der Hierarchie der Minister etwas gestiegen sei. Wer schließlich eine Demonstration vor seinem eigenen Haus verursacht muss wichtig sein.

Aussichten 

Wie bereits eingeschätzt, ist nicht davon auszugehen, dass der Flughafen BER in Schönefeld im Oktober 2013 eröffnet. Viele weitere Steuergelder müssen eingesetzt werden, um das Projekt am Laufen zu halten. Schadenersatz- und Regressforderungen werden die Kassen belasten. 
... kann noch dauern.
Die Politik, die Eigentümer Berlin, Brandenburg und der Bund, werden sich weiterhin in Floskeln der Verharmlosung ergehen. Verantwortung sieht anders aus. Eine Option hat das Ganze am Ende: Sollte eines Tages jemand doch auf die Stopp-Taste drücken, könnte das Rentenproblem gelöst werden. Bevor Senioren kostenbedingt das Land verlassen und sich vielleicht in Tschechien pflegen lassen müssen, könnte am Standort BER ein staatliches Seniorenparadies geschaffen werden. Jobmotor inklusive.

André Organiska
Sprecher Bürgerinitiative Gosener Wiesen

andre.organiska@t-online.de

Fotos: A. Organiska








1 Kommentar:

  1. Bericht über den Besuch der „Lärmwehr Berlin-Brandenburg“
    am 10. November 2012 in Erkner

    Wenn frühestens am 27. Oktober 2013 der Flughafen Berlin-Brandenburg (BER) eröffnet, dann wird es laut über dem Himmel rund um den neuen Airport.

    Hiervon konnten sich nun auch die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Erkner überzeugen. Die „Lärmwehr Berlin-Brandenburg“ unterstützt Gemeinden, die zunehmend von Lärm (vornehmlich aus der Luft) betroffen sind oder in Bälde betroffen sein werden.

    „Ich habe mich an den Krach gewöhnt…“, meint eine Dame während der ersten Tour des Kleinbusses, welcher mit Lautsprecherboxen Fluglärm simuliert und bis in die Häuser hineinbeschallt. „…und schließlich müssen sie ja irgendwo drüberfliegen“ fügt die Passantin hinzu. „Sicherlich“, so Mario Hausmann, der das Fahrzeug der Lärmwehr begleitet, „aber muss man wirklich mitten in der Nacht fliegen und damit Kinder aufwecken, die doch seit jeher als besonders schützenswert anzusehen sind?“

    Es waren interessante Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern der Bahnhofssiedlung. Viele nutzten die Möglichkeit, gleich vor Ort die Unterlagen zur Briefwahl anzufordern. Die Mitarbeiter der Lärmwehr dankten den Unterzeichnern, wobei viele Einwohner der Ansicht waren „eher sollten die Bürger IHNEN danken, dass Sie das machen“.

    Weiter zog das Lärmmobil durch die Erkneraner Friedrichstraße nach Neuseeland und Klein-Afrika. Auch dort war die Resonanz groß und nicht Wenige öffneten das Fenster oder traten vor die Tür und kamen ins Gespräch mit der „Lärmwehr“. Eine 78jährige Dame beklagt sich darüber, dass „es den Meisten egal“ sei, was mit ihnen gemacht wird. „Die werden sich noch wundern. Am Tag kann man sich vielleicht an die Flieger gewöhnen, aber in der Nacht bestimmt nicht“ ergänzt die rüstige Bürgerin. Bevor die „Lärmwehr“ weiterzieht, sagte sie „Naja, die die jetzt nicht unterschreiben, werden sich nach der Eröffnung als Erste über den Krach beschweren“.

    Auf großes Verständnis trafen die Helfer der „Lärmwehr“ bei jungen Müttern. Wissen doch gerade sie wie wichtig ein gesunder Schlaf für die Entwicklung ihrer Kinder ist. „Im Moment ist es von 22.00 bis 22.30 Uhr am Schlimmsten. Da fliegen die alle zwei Minuten!“ stellt eine Mutter erschrocken fest. Laut offiziellen Angaben von Clemens Wolter, Mitglied der Fluglärmkommission und der Stadtverwaltung in Erkner werden es nach Eröffnung des BER ca. 400 Überflüge sein, also alle drei Minuten. (http://bi-gosener-wiesen.blogspot.de/2012/02/unsere-heimat-erkner-versinkt-im-krach.html)

    Die letzte Tour führte die Lärmwehr in den Ortsteil Karutzhöhe, ehe der Bahnhofsvorplatz zur zentralen Anlaufstelle genutzt wurde.

    „Insgesamt war die Aktion ein voller Erfolg“, freut sich Bernd Otto, Fahrer der „Lärmwehr“. „Wir haben weit über tausend Informationsblätter verteilt und zahlreiche Unterschriften gesammelt“. Angesprochen auf die interessanteste Begegnung erzählt Christian Host von einer Gaststätte in der Hohenbinder Straße. „Dort hat uns ein rauchender Bürger vor der Kneipe die Unterschriftenliste aus der Hand gerissen und ist selbst drinnen sammeln gegangen. Am Ende kam er mit fast einem Dutzend Unterschriften zurück.“

    Bürgerinnen und Bürger der Stadt Erkner können noch bis zum 03. Dezember 2012 im Rathaus ihre Unterschrift für eine Nachtruhe von 22-06 Uhr leisten. Hierfür hat das Rathaus auch am Samstag, den 17. November in der Zeit von 10-18 Uhr seine Türen geöffnet. Denn an diesem Tag findet nämlich landesweit der „Aktionstag gegen Fluglärm“ statt.

    Die „Lärmwehr Berlin-Brandenburg“ wird unterdessen in ganz Brandenburg weiterkämpfen. Für uns, für Sie und für unser aller Nachtruhe.

    Mario Hausmann
    Initiative erkner-gegen-laerm

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