Eindrücke in Bild und Ton vom Rochadetag in Postdam

Potsdam im Januar 2013. Nachdem Klaus Wowereit (SPD) eine Woche zuvor den Vorsitz im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) infolge erneuter Verschiebung eines Eröffnungsversuchs des BER aufgab, hat sich nun Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) aus den eigenen Reihen Rückenstärkung geholt. Seine Fraktion und die mitregierenden Linken votierten am 14. Januar einstimmig für Platzeck und sprachen ihm das Vertrauen aus. Platzeck stellte kurz zuvor mit den Worten "Entweder der Flughafen fliegt, oder er" die Vertrauensfrage im Parlament. Ein Novum in Brandenburg, da hier erstmals ein Landesfürst diesen Schritt ging. CDU, Bündnis90/Grünen und FDP stimmten dagegen. Der Weg ist nun frei, für die Rochade zwischen Wowereit und Platzeck beim Chefposten des Aufsichtsrates.

 

Großes Medienaufgebot
Vor dem Potsdamer Landtagsgebäude sammelten sich bereits ab 9 Uhr BER-Standortgegner und Befürworter eines Nachtflugverbotes von 22 bis 6 Uhr aus verschiedensten Bürgerinitiativen und Vereinen. Bei Schneefall und Temperaturen um den Gefrierpunkt haarte man bis zum Beginn der Sondersitzung des Parlamentes aus. Das Interesse der Medien war im Gegensatz zur vorherigen Demonstration am Berliner Abgeordnetenhaus zum Misstrauensantrag gegen Klaus Wowereit (SPD) geradezu bombastisch. An die 10 Fernsehteams lichteten Transparente und die anwesende Lärmwehr Berlin-Brandenburg ab. Mehrfach wurden Teilnehmer vor der Kamera befragt. Das mag an dem großen Presseauflauf im Inneren des Landtages gelegen haben. Vier Satellitenübertragungswagen parkten auf dem Hof und hatten jeweils live vom Geschehen berichtet.

Transparenz wird vermisst 
Die dritte Protestkundgebung eines den aktuellen Ereignissen geschuldeten und kurzfristig angesetzten Demo-Trios wird am Mittwoch, dem 16. Januar 2013 in Schönefeld stattfinden. Dort treffen sich die Teilnehmer um 8 Uhr aus Anlass der anstehenden Aufsichtsratssitzung der FBB in der Feuerwache, links vor dem neuen Terminal. Das dieser Ort hier so genannt werden kann, ist bereits ein Mysterium, aber vielleicht noch immer nicht der letzte Stand. Die Pressestelle des Flughafens hat es nicht vermocht mitzuteilen, wo die Zusammenkunft des Aufsichtsgremiums stattfindet. Abwimmelnde Anrufe, Verweise auf spätere Bekanntgabe, Verweigerung einer schriftlichen Antwort und am Ende gar die Mitteilung, dass man es gar nicht sagen dürfe, zeige den Willen für die durch Platzeck beschworene Zukunft: Transparenz ist für die Verantwortlichen ein hohles Wort. Im übrigen war der Verweis auf die Demonstrations-Anmeldebehörde der Polizei nicht hilfreich, da diese zum Zeitpunkt selbst keine Kenntnis von der Örtlichkeit hatte. Auf Nachfrage in der Pressestelle des Airports, weshalb man es den Leuten so schwer mache, wurde mit "wir haben es auch schwer" geantwortet.

Guter Nachbar. Erstmal nicht.
 

Die vor einigen Jahren durch die Flughafengesellschaft ins Leben gerufene Aktion "Guter Nachbar" mit formulierten Zielen wie "ständigen Dialog mit den Anwohnern" und "Partner der Region" wird auf diesem Wege nicht zum Leben erweckt. Dabei gibt es jede Menge Themen zu besprechen. Schallschutz unzureichend. Die Einbindung von gemeindeeigenen festen Lärmmessstationen in das BER-Lärmmonitoring ist ungeklärt. Der mögliche weitere Ausbau wird vernebelt sowie eines Akzeptanz des Projektes infolge falscher Standortwahl unmöglich gemacht. Ob sich der neue Aufsichtsratschef der Sache "Guter Nachbar" annehmen wird?

Foto und Text: André Organiska


Unermütlich im Einsatz. Der Lärmsimulant Bernd Otto mit seiner Lärmwehr. "Da gibts schon mal was auf die Ohren".

Der Kreativität von Aussagen auf den Schildern sind dank der Politik keine Grenzen gesetzt.

Gemeinsam gegen falschen Standort und für die Gesundheit kämpfen.

Den ankommenden Abgeordneten wurde ein gestalteter Empfang geboten.

Manfred Kurz von der Friedrichshagener Bürgerinitiative (FBI) im Interview der ARD-Tagesschau.

Mario Hausmann von der Initative Erkner-gegen-Lärm im Gespräch mit der ARD.

Keinen guten Stand hatte Wirtschaftsminister Christoffers von den Linken bei den Demonstranten. Immerhin stellte er sich der Diskussion. "Sie wären das Zünglein an der Waage zum Scheitern des Ministerpräsidenten". Man weiß jedoch, dass die Mitregierungs-Partei Platzeck das Vertrauen aussprach.

Mario Hausmann von BBBTV im Gespräch mit Ministerpräsident Platzeck. Kurz vor der Landtagssitzung.

Und auch Minister für Verkehr und Infrastruktur Jörg Vogelsänger (SPD) hatte ein Ohr für BBBTV.
Matthias Platzeck im Mittelpunkt. Das wird er als Aufsichtsratsvorsitzender der FBB nun des Öfteren sein.



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