Giftmüll in die Dritte Welt - Fluglärm nach Brandenburg

Die Bürgerinitiative Mahlower Schriftstellerviertel (BIMS) hat die ersten Veröffentlichungen zu dem Flugrouten-Gutachten des Umweltbundesamtes (UBA) mit einigem Erstaunen und Entsetzen zur Kenntnis genommen und zieht ein gleichlautendes Fazit wie die Bürgerinitiative Gosener Wiesen, der wir uns wegen des uns beiden von Berliner Seen-Anrainer zugedachten Schicksals seit ihrer Gründung besonders verbunden fühlen.

Um selbst dünner besiedelte Berliner Gebiete, in denen die Belastung durch Fluglärm eigentlich von Dauerschallpegel mit unter 55 Dezibel so geringfügig ausfällt, dass die Menschen dort gar nicht mehr unter das Fluglärmschutzgesetz fallen, zu schonen, werden dicht besiedelte Brandenburger Gebiete dafür durch An- und Abflüge in niedrigster Höhe gleichzeitig ohne jegliche wetterbedingte Lärmpause doppelt belastet. Damit das nicht rechtswidrig und in Einklang mit dem Fluglärmschutzgesetz zu bringen ist, müssen die verschonten Berliner Gebiete nun zu wertvollen Umweltschutzgebieten erklärt werden.



Als hätte Brandenburg ost- wie westseitig des Flughafens keine schützenswerte Erholungsgebiete und Flora-Fauna-Habitate! Ist der Wannsee durch die dichte Besiedlung der Anrainer dort ein Wohnort für gehobene Wohnansprüche am Wasser in grüner Kulisse, bei dem sich eine artenvielfältige Natur ohnehin nur gedrosselt entfalten kann, wird dagegen über den Rangsdorfer See kein Wort verloren. In diesem Vogelschutzgebiet rasten zusätzlich zur normal hohen Vogel-Population noch jedes Jahr im Herbst Tausende von Zugvögel, tanken Kraft, versammeln sich und formieren sich zu ihrem Flug in den Süden. Dieser Jahrtausende währende Ablauf im Zyklus der Jahreszeiten, ein imposantes Natur-Schauspiel, darf gestört, die Vögel dort vergrämt werden.

In der Berichterstattung wird zudem verschwiegen, wie viele Menschen durch das UBA-Gutachten zu  Schwerstbetroffenen gemacht werden. Während man schon allein mit der Bezeichnung "Gosener Wiesen" den Eindruck erweckt, dort gäbe es nur Grashalme und Wildblumen, und nicht fünf Ortschaften mit 20 000 Betroffenen, verschweigen die Grafiken der Märkischen Allgemeinen die Existenz und Betroffenheit von Blankenfelde - Mahlow. Da erscheint allein da ein Punkt, wo der Ortsteil Mahlow-Waldblick liegt. Die Flugzeuge umfliegen nun auf der Grafik von der Nord- und der Südbahn aus unsere Gemeinde. Hilfe, die MAZ hat unsere Gemeinde geschrumpft - und nach dorthin verlagert, wo keiner mehr das Gröbste vom Fluglärm abbekommt! Aber im Kerngebiet wohnen immerhin auch noch 20 000 Menschen, die von einer Anflugroute, einer abknickenden Abflugroute und einer doppelt belasteten Start- und Landebahn mit diesen Flugrouten und einer Lärmemission, die sich durch Überlappungen der Schallwellen in ihrer Intensität gegenseitig auch noch verstärken werden, zu Einwohnern des lautesten Wohnorts in Europa gemacht werden.

Der gemeine Brandenburger Mensch und seine wunderschöne, intakte und artenreiche Natur ist jedenfalls nicht sonderlich und gleichermaßen schützenswert wie der Hauptstädter und das, was ihm am Herzen liegt. Und wie unliebsamer Giftmüll, den man ja gerne nach da hin auslagert, wo er nicht so stört, am besten gleich in die Dritte Welt, verschiebt die Hauptstadt ihren Fluglärm ins benachbarte Bundesland, das es für seine Satrappe hält, wo der Müll, der Lärm und auch die schlimmsten Schadstoffemissionen im Hinterhof außerhalb der eigenen Wahrnehmung und Schädigung ja gut untergebracht sind.

Aber die BIMS hat sich schon länger auf die Situation einer potentiellen Doppelbelastung vorbereitet und ist bestens gerüstet, das angekündigte einjährige Lärm-Monitoring kritisch zu begleiten. Seit mehr als einem Jahr betreibt die BIMS zwei beim deutschen Fluglärmdienst angemeldete Fluglärm-Messstationen und hat somit eine gute Vergleichsbasis für die Zunahme des Fluglärms über Mahlow geschaffen. Weiterhin wird auch verfolgt, was die fest installierte offizielle Mess-Station an der Astrid-Lindgren-Schule misst und welche Werte die mobile Mess-Station der Gemeinde an ihrem jeweiligen Standort festhält. In regelmäßigen Abständen wird BIMS die Daten auswerten, auch die Belegung der Bahnen mit Flügen wöchentlich überprüfen, um auf einem hohen Wissens- und Informationsstand Verbesserungen zu fordern.

In der Vorweihnachtszeit hat sich die BIMS zudem als ein Verein begründet, der sich über lange Jahre hinweg rührig dafür einsetzen will, dass ein ausreichender aktiver und ein guter passiver Schallschutz ein Verweilen der ortsansässigen Einwohner in unserer Gemeinde möglich macht. Ein besonderes Augenmerk richtet der Verein auf die Entwicklung der Kinder unter dem Fluglärm. Gleichzeitig muss zusammen mit der Gemeinde nachgedacht werden, wie die guten nachbarschaftlichen Sozialstrukturen in Mahlow erhalten bleiben und eine "Lärm-Verslumung", d. h. der Wegzug der erwerbstätigen Mittelschichten bei gleichzeitigem Zuzug von Menschen in prekären Lebensverhältnissen, abgewendet werden kann. BIMS kämpft weiter für die Gesundheit der Mahlower und Blankenfelder unter der Nordbahn, für ein Stück Lebensqualität in Mahlow und dafür, dass unser Ort im Jahr 2087 seinen 800. Geburtstag mit der gleichen Zahl an Einwohnern feiern kann wie im nächsten Juni das Jubiläum seines 725. Gründungsjahres etwa zwei Wochen nach der Eröffnung des BER. Im übrigen geht die BIMS davon aus, dass die Gemeinde Blankenfelde-Mahlow im Falle einer Doppelbelastung der Nordbahn Klage beim Verwaltungsgericht einreichen wird.

Sigrid Zentgraf-Gerlach
Bürgerinitiative Mahlower Schriftstellerviertel (BIMS)
Sophie-Mereau-Weg 4
15831 Mahlow
www.bi-mahlow.de

(c) Pressemitteilung vom 08.01.2012

1 Kommentar:

  1. Danke das Ihr unseren Lärm übernehmt..........ein Bürger aus dem ruhigen grünen Tegel.......:o)

    Peter Janowitz

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