BER-Bürgerversammlung in Gosen "Es wird katastrophal"

BER-Bürgerversammlung in 
Gosen am 24. Juni 2013.
Die vorbereiteten Stühle im Saal der Gemeinde Gosen-Neu Zittau haben am 24. Juni 2013 nicht ausgereicht. Kurz vor Beginn der kurzfristige einberufenen BER-Bürgerversammlung "Schallschutz und Entschädigung - Was steht mir zu?" mussten die Sitzmöglichkeiten auf rund 160 erhöht werden. So viele schafften es zur von der Bürgerinitiative Gosener Wiesen, der BVBB-Ortsgruppe, Erkner-gegen-Lärm und der BI Wernsdorf organisierten Informationsveranstaltung in den fast 80 Jahre alten Gemeindesaal. Ungefähr die Hälfte der Besucher kam aus umliegenden Gemeinden. Auslöser der Veranstaltung waren die aktuellen Entwicklungen sowie die Tatsache gestiegener Nachfragen durch Betroffene beim Bürgerverein Brandenburg-Berlin e.V. (BVBB) zum Thema Schallschutz. 

 
Die Chefin der AG-Schallschutz des Vereins, Christine Dorn, erläuterte kurz die bisherigen Geschehnisse in Politik und Behörden. Dabei wurde im Abriß der letzten 10 Jahre deutlich, dass es oftmals an den Bürgern vorbei gehe. Da werden Schutzziele im Planfeststellungsverfahren für den Bau des Flughafens BER definiert, die im Nachhinein durch Flughafen und Ministerien versucht worden sind auszuhölen oder gar zu ignorieren. So mussten Bürger Inhalte bestehender planfestgestellter Vorgaben erneut beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg einklagen. Dies zwar mit Erfolg, jedoch an die Nicht-Umsetzung setzt der Flughafen bis heute sehr viel Energie. Gleichzeitig regte Dorn die Aufstellung eines Lärmaktionsplanes in der Gemeinde Gosen-Neu Zittau an. "Auf diesem Weg könne politischer Druck erzeugt werden. Der Lärm werde bisher in den Gremien unterschätzt." 

Bürgermeister Horst Buch (SPD) zeigte keine grundsätzliche Ablehnung des Flughafens, halte aber die Führung von Flugrouten für die Gemeinde wichtig. "Hier könnte man für Gosen-Neu Zittau eine Entlastung erreichen". Dagegen zeigten mehrere Teilnehmer auf, dass eine Flugroutendiskussion nur vom Thema ablenke. "Es wird ohnehin einen Lärmteppich geben. Die eigentliche Problematik sei der falsche Standort des BER". Die Chance, dass weitere, als bisher festgelegte Entschädigungen und Schallschutzmaßnahmen den Bürgern zur Verfügung gestellt werden, sei sehr gering, so Dorn. "Man müsse erst die Eröffnung und das Lärmmonitoring abwarten". Dennoch erinnerte Sprecherratsmitglied Thomas Schölzchen aus Gosen an die Anregung vom Chef des Bundesaufsichtsamts für Flugsicherung (BAF) Dr. Prof. Nikolaus Herrmann zur Flugroutenverkündung vom 26.01.2012, gemeindeeigene fest installierte Lärmmessstationen in das geplante einjährige Lärmmonitoring des BER nach Eröffnung einzubinden. Leider verweigert sich der Flughafen dem bisher energisch. "Nur so könne die tatsächliche Betroffenheit und Lärmbelastung nach BER-Eröffnung nachgewiesen werden. Die bisherigen Zahlen haben nur rechnerische Herkunft.". Dadurch kommt es zu absurden Situationen im Ortsteil Gosen. In der Eichwalder Straße hat so die rechte Straßenseite ein Recht auf Schutz, gegenüber aber Niemand.

In der anschließenden Diskussion mahnte ein Müggelheimer Einwohner: "Sollte Flughafenchef Mehdorn sein Ziele in die Tat umsetzen, die Südbahn eröffnen und die Nordbahn sanieren, fliegt alles auf einer Bahn - der Südbahn - mit katastrophalen Auswirkungen. Teilweise könne man dieses bereits heute in Müggelheim erleben". Ein Gast aus Erkner brachte es auf den Punkt. "Es wird grausam, wir werden in der gesamten Region mit 360.000 Flugbewegungen konfrontiert. Das bedeutet täglich 1.000 Überflüge, ob Landungen oder Starts". Er forderte, dass jetzt alle tätig werden müssen, um zum Beispiel Steuerverschwendung, den Flughafen in seine Grenzen zu zwängen und in seinen Augen "hinterlistige Aktionen" der Politik aufzudecken.

Bisher ziehen die Flieger des Schönefelder Airports ihre Bahnen in Richtung BER-Nordpiste, die einzige bisher am Standort. Oftmals wird sich aber auch hier von den Piloten an keine Routen gehalten. Es kommt teilweise zu lärmintensiven Steilkurven-Flüge, direkt über die Häuser in 700 Meter Höhe. Christine Dorn schlug vor, die Möglichkeit der Meldung an die Deutsche Flugsicherung (DFS) zu nutzen. Somit besteht die Chance, ein "Flugtor" bei Starts festlegen zu lassen, ab dem erst abgebogen werden dürfe. "Alles andere führt dann zu einem Knöllchen beim Piloten", sagte sie.

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